Mittwoch, 20. Juli 2011

Verleger machen Angebote – zu teuer für die Beschäftigten!

Tarifverhandlungen Zeitschriftenverlage Hamburg und Nord, 20. Juli 2011

Am 20. Juli 2011 fand die erste Verhandlung des Gehaltstarifvertrages für die Angestellten in den Zeitschriftenverlagen Hamburgs, Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns statt. Ver.di hatte den Gehaltstarifvertrag gekündigt und eine Gehaltserhöhung von 5 % bei einer Laufzeit von möglichst 12 Monaten gefordert. Überraschend schnell unterbreiteten die Verleger ein Angebot.

Drei Jahre lang – zu wenig, und auch nichts dazu
Das Angebot der Verleger: eine dreijährige Laufzeit, also bis Juni 2014, im November 2011 eine Einmalzahlung von 250,- €, ab November 2012 eine lineare Erhöhung von 1,5 % und dann im November 2013 eine weitere Einmalzahlung von 250,- €. Hinzugefügt wurde noch: Wenn ver.di in derselben Laufzeit eine Verlängerung des Manteltarifvertrages wolle, ginge dies nur bei einer Kürzung des Urlaubsgeldes von 65 Prozent eines Gehalts auf 50 Prozent.

Verleger weisen Angebote von ver.di zurück

Die ver.di-Verhandlungskommission zeigte sich enttäuscht über dieses Angebot. Über einen dreijährigen Abschluss könne nur verhandelt werden, wenn zumindest eine Kündigung des Manteltarifvertrages während der Laufzeit des Gehaltsabkommens ausgeschlossen würde. So, wie es für die Druckindustrie vereinbart worden ist. Dieses Angebot wurde von den Verlegern zurückgewiesen. Auch ein erneuertes Angebot der ver.di-Verhandlungskommission eines Abschlusses mit einer entweder achtzehnmonatigen oder zweijährigen Laufzeit wurde von den Verlegern nicht akzeptiert.

Kosmetische Verbesserung – doch die „Struktur“ stimmt nicht

In einer letzten Gesprächsrunde „verbesserten“ die Verleger ihr Angebot: Statt nur 1,5 % boten sie am Ende eine lineare Erhöhung um 2 % – bei weiterhin drei Jahren Laufzeit – ab dem zweiten Jahr an. Dies konnte die ver.di-Verhandlungskommission nicht akzeptieren: Es sei nicht hinzunehmen, dass die Verleger sich die Rosinen aus dem Druckabschluss herauspicken, ohne selber den Preis für einen fairen Abschluss zu zahlen – es könne keinen dreijährigen Abschluss mit solch niedrigen Werten geben, wenn nicht mindestens die Kündigung des Manteltarifvertrages während der Laufzeit des Gehaltstarifvertrages ausgeschlossen würde.

Verhandlungen vertagt – doch anderswo kommt man zum Abschluss
Die Verhandlungen wurden ohne weitere Terminvereinbarung vertagt. Die Tarifparteien werden weiter intern über das weitere Vorgehen beraten. Am selben Tag kam es zu einem Abschluss für die Zeitungsverlage Bayerns – Laufzeit 25 Monate, zwei Einmalzahlungen von 250,- €, eine lineare Erhöhung um 2 %, dazu eine entsprechende Verlängerung des Manteltarifvertrags. Ein ähnlicher Verhandlungsstand war am 19. Juli für die norddeutschen Zeitungsverlage erzielt worden.

Fragen, die sich stellen: Wie erklären Zeitschriftenverleger bei solch guten Jahresabschlüssen, dass sie ihren Beschäftigten weniger anbieten als Verleger, die Umsatzrückgänge hinzunehmen haben? Wie erklären Zeitschriftenverleger den Angestellten, dass Tarifabschlüsse nur die Beschäftigten etwas kosten sollen? Gibt es Kompromisse, die nur eine Seite etwas – zu viel – kosten?