Am zweiten gemeinsamen Aktionstag von Beschäftigten in Verlagen, Redaktionen und Druckereien hat sich der Protest und Widerstand gegen Eingriffe in die Tarifverträge am 9. Juni erneut verbreitert und intensiviert. Allein im Norden wurden Notausgaben in Kiel (Kieler Nachrichten) und Lübeck (Lübecker Nachrichten) erzwungen. Mehrere Betriebe streikten sogar über zwei Tage hinweg, so die Zeitungsdruckerei von Axel Springer und die Buchdruckerei Clausen & Bosse in Leck. Gemeinsame Aktionen von Redakteuren, Verlagsangestellten und Druckern in Innenstädten trugen den Protest in die Öffentlichkeit – zu den Lesern.
Online-Streik, Notausgaben, gemeinsame Kundgebungen
Im Norden hatten die Beschäftigten der Ostsee-Zeitung schon am Montag den Auftakt gemacht. Die OZ konnte nur als Notausgabe erscheinen, die Website der OZ meldete wegen des Warnstreiks mangelnde Aktualisierung. An den folgenden Tagen traten die Beschäftigten der Großdruckereien in Aktion – betroffen waren die beiden Tiefdruckereien von Prinovis (Ahrensburg und Itzehoe) und die Zeitungsdruckerei von Axel Springer. Am 9. Juni, dem bundesweiten Aktionstag, wurden bestreikt: Clausen & Bosse in Leck, die beiden Prinovis-Betriebe, Axel Springer Zeitungsdruck, die Kieler Nachrichten, die Lübecker Nachrichten, die Bergedorfer Zeitung. In Rostock demonstrierten die Beschäftigten der Ostsee-Zeitung vor dem Verlagshaus, weiter schlossen sich Druckereien an: Schurpak Germany in Büchen (mit einem 24stündigen Warnstreik) und Mero-Druck in Lauenburg.
Zahlreich fuhren am selben Tag Redakteurinnen und Redakteure aus dem Norden nach Frankfurt: Dort kamen über 3.000 Beschäftigte aus Verlagen, Redaktionen und Druckereien bei einer gemeinsamen Kundgebung von ver.di und DJV zusammen. Unterstützt wurden sie von 500 Streikenden aus dem Einzelhandel. Auch in Kiel besuchten Streikende von Coop die Streikenden bei den Kieler Nachrichten.
Signal an die Arbeitgeber: Wir werden immer mehr!
Die nervösen Reaktionen der Verbände von Verlegern und Druckunternehmen zeigen: Auf Arbeitgeberseite hat man offenbar nicht damit gerechnet, wie breit und intensiv Protest und Widerstand werden kann. Im Norden wurden die Aktionen spürbar intensiviert. Auch an diesem zweiten Aktionstag wurden die Erwartungen in Breite und Intensität der Aktionen deutlich überschritten. Martin Dieckmann, ver.di-Fachbereichsleiter in Hamburg und Nord: „Der zweite Aktionstag hat gezeigt: Wir werden immer mehr – und die Stimmung zeigt überall, dass es bei dem jetzt Erreichten nicht bleiben wird, wenn es weiter bei der Blockadepolitik der Arbeitgeber bleibt. Im Norden sollten sich die Verleger gut überlegen, ob sie die Manteltarifverträge kündigen.“
Die nächsten Verhandlungstermine
Am 15. Juni verhandeln erneut BDZV mit ver.di und DJV über die Tarifverträge für Redakteure, am 16. Juni findet die vierte Verhandlungsrunde zwischen dem Bundesverband Druck und Medien (bvdm) und ver.di statt, am 20. Juni verhandeln ver.di und die Norddeutschen Zeitungsverleger die Gehalts- und Lohntarifverträge für die Zeitungsbetriebe im Norden. Möglicherweise kommt es zu diesem Termin zur Kündigung der Manteltarifverträge für Verlagsangestellte und Zeitungsdrucker durch den Verlegerverband (VZN). Für den 20. Juli ist eine erste Gehalts-Verhandlungsrunde für die Angestellten in Zeitschriftenverlagen Hamburgs, Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommern vereinbart.